Die Schützenhalle


Die Schützengesellschaft Hallenberg feierte nach alter Tradition am zweiten Julisonntag "Auf der Weife" ihr Schützenfest. In früheren Zeiten wurden zum Fest zwei große Lakenzelte, ein Tanzzelt und ein Trinkzelt errichtet, in denen das Königspaar, die Musikanten, die Schützen und der Festwirt ihre Plätze hatten.


Im Jahr 1898 wurde auf Anregung des Schützenhauptmannes und durch seine Bemühungen ein neues feststehendes Zelt erbaut. Schützenhauptmann war seit 1895 der Schmiedemeister Franz Maurer. Er belastete wegen des Neubaus sein eigenes Haus mit einer Hypothek von 4.000 Reichsmark, deren Löschung sein Sohn erst 1916 beantragen konnte. Zusammen mit dem Zimmermeister Andreas Womelsdorf und dem Maurermeister Bernhard Völlmecke halfen alle Schützenbrüder, der Bau begann.

Die Stadt Hallenberg stiftete aus ihrem Waldvermögen das Holz zu dem Neubau, welcher, wie die Rechnungslage der Schützengesellschaft für die Jahre 1898, 1899 und 1900 zeigt, für 10.178,30 Reichsmark erbaut wurde. Um die ersten Kosten aufbringen zu können, wurde alles nicht mehr benötigte Material der alten Zelte öffentlich verkauft. Weiterhin musste jeder Schütze für den Neubau den Betrag von fünf Reichsmark zahlen. Diese fünf Reichsmark wurden allgemein als Schützengeld eingeführt und werden auch heute noch bei jeder Neuaufnahme erhoben.

Da es in Hallenberg zu dieser Zeit noch keine Wasserleitung gab, musste der Festwirt das Wasser für die Feier des Schützenvereins mit Fässern heranfahren. Der Fußboden der Schützenhalle wurde 1911 verlegt. Anstelle des notdürftig auf der anderen Seite der Weife errichteten Aborts war 1913 ein Toilettenanbau an die Schützenhalle geplant worden, der aber wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht gebaut werden konnte. Die Generalversammlung beschloss am 5. April 1936, eine Abortanlage und einen Schießstand über der Weife zu bauen und das Zelt an dieser Seite zu verbreitern. Durch diese Erweiterung war es möglich, das Bundesfest des Kreisschützenbundes Brilon in Hallenberg zu feiern.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden keine Feste gefeiert, die Schützenhalle diente in dieser Zeit der Wehrmacht als Bekleidungslager. Später beschlagnahmte die alliierte Militärregierung die Halle mit allem anderen Vermögen der Schützengesellschaft. Da die Halle anschließend nur noch eine Ruine war, begann die Schützengesellschaft 1950 mit der Renovierung und dem Um- und Ausbau von zwei Wohnungen. Der Umbau war nur zu finanzieren, indem der Schützenvorstand mit einer Bürgschaft einen Kredit über 8.500 Mark aufnahm. Offenbar hatte die Halle erheblich an Wert gewonnen, denn die Versicherungssumme wurde von 7.800 auf 50.000 Mark erhöht. Erst 1951 wurde der Schützengesellschaft die Halle mit Grundstück zurückgegeben und beim Amtsgericht Medebach eingetragen. Das Finanzamt aber veranlagte die Schützengesellschaft prompt für die Jahre 1948 bis 1950 zur Soforthilfeabgabe, zur Einkommens- und Körperschaftssteuer, woraufhin der damalige Schriftführer Heinrich Hartmann der Finanzbehörde empfahl, dieses Geld bei den Alliierten einzufordern, denn der Verein sei erst jetzt wieder rechtmäßiger Eigentümer der Halle.

Um die Schulden, die im Zusammenhang mit dem Umbau entstanden waren, abzutragen, bewiesen die Schützen 1953 wieder beispielhaften Gemeinsinn. Jeder nicht beitragsfreie Schütze zahlte eine einmalige Umlage von sieben Mark. 1954 wurde auf Initiative der Stadt Hallenberg beschlossen, dieser das Gebäude mit allen Rechten und Pflichten zu übergeben. Die Stadt wollte die Halle zu einer Stadthalle umbauen, verzichtete dann aber darauf, so dass die Halle nach wie vor Eigentum der Schützengesellschaft ist. Da die Halle in den fünfziger Jahren für die Festlichkeiten, besonders für das Schützenfest viel zu klein geworden war, wurde 1959 ein Anbau beschlossen, der zehn Meter nach vorn in den Schützenplatz ragte. Zwei Jahre später wurde die massive Toilettenanlage erstellt, 1968 für die Küche ein Wirtschaftsherd angeschafft. Im Laufe der Jahre hatte der Fußboden stark gelitten. Mit Ausnahme der Tanzfläche wurde er 1970 erneuert. Die heute bestehenden Theken aus Chrom-Nickelstahl baute die Schützengesellschaft 1971 ein. Um den Speiseraum und die Wirtschaftsküche zu vergrößern, wurde 1973 zur Weife hin angebaut, gleichzeitig die gesamte Beleuchtungsanlage erneuert.

Im Jahre 1977, zum 150-jährigen Jubelfest, befestigten und pflasterten wir den Schützenplatz. Nach der Erneuerung des Fußbodens in der Sektbar und im Speiseraum wurde 1983 die Ausgestaltung der Innenwände mit Fachwerk vorgenommen. Ein weiteres Jahr später bekam die Halle eine neue Lautsprecheranlage. Weil die Festmusiker immer unter der schlechten Luft auf der Musikbühne zu leiden hatten, wurde die Decke höhergelegt und eine Belüftung eingebaut.

Die heutige Schützenhalle


In den folgenden Jahren bauten wir rege weiter. Der ungenutzte hohe Gebäudeteil über der großen Theke wurde im Zuge der Dacherneuerung abgebaut, die alte Dachschalung musste entfernt, die Sparren und Balken der Hallenkonstruktion saniert und angestrichen werden. Für die Neueindeckung des Daches wurden 1.200 Quadratmeter Dachfläche mit Falzbrettern verschalt.

Die Erweiterung der Damentoilette machte eine Verlegung der Sektbar an die Küchenseite notwendig, ein Anbau an die Herrentoilette schaffte den nötigen Raum, um die gesamte Toilettenanlage auf den heutigen Stand zu bringen. Eine ansprechende Holzkonstruktion mit Naturschiefereindeckung ersetzte das Überdach vor dem Haupteingang. Die Giebelflächen wurden neu gestrichen. Die Schützen erbrachten von 1988 bis 1991 für diese umfangreichen Baumaßnahmen mehr als 1.200 Stunden Eigenleistung, die Kosten beliefen sich auf 233.185 Mark. Die Andreas Brauerei, der Getränkelieferant Glade, die Stadt Hallenberg und das Land Nordrhein-Westfalen unterstützten uns mit Zuschüssen.

Ein über der Küche 1994 zusätzlich errichteter Speiseraum konnte die Engpässe während des Königsessens ausgleichen. Die Beleuchtungsanlage erneuerten wir 1996 durch alte Holzwagenräder, passend zur Fachwerkkonstruktion der Halle. In 720 Stunden Eigenleistung bauten wir 1997 bei der Eindeckung des Daches mit Stahlblechpfannen eine Isolierung zum Wärme- und Schallschutz ein. Zur Feier des 100-jährigen Bestehens am 26. April 1998 stellte sich unsere Festhalle in ihrer einzigartigen Holzkonstruktion und den Fachwerkwänden als Schmuckstück für die Schützengesellschaft dar, auf die wir mit Recht stolz sein können.

Allen freiwilligen Helfern und Firmen, die sich immer wieder zur Arbeit für die Schützenhalle zur Verfügung stellen, sei an dieser Stelle ein herzliches "Dankeschön" gesagt. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, solch ein Bauwerk zu errichten!